Bilanzen und GuV von börsennotierten Unternehmen finden

InformationenWer auf eigene Initiative an der Börse aktiv ist oder auch nur plant, sein finanzielles Schicksal demnächst selber in die Hand zu nehmen, ist auf Informationen angewiesen, auf die er seine Anlageentscheidungen aufbauen kann. Hier sind unterschiedliche Strategien möglich. Zunächst steht jedem Händler die Möglichkeit offen, sich über Presseveröffentlichungen, aber auch Beiträge in Radio und Fernsehen über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Neben verschiedenen Fachzeitschriften (z.B. Capital, Wirtschaftswoche) bieten auch alle regionalen und überregionalen Tageszeitungen über ihren Wirtschaftsteil regelmäßig Neuigkeiten aus der Wirtschaft an. Einschlägige Fernseh- und Radiomagazine bieten in regelmäßigem Turnus Informationen über die Entwicklungen in der Wirtschaft und an der Börse. Dabei wird bisweilen auch über Bilanzen bzw. die Gewinne und Verluste eines Unternehmens berichtet. Auch Tageszeitungen wie etwa die FAZ berichten täglich über die Neuigkeiten aus der Finanzwelt, vermelden und kommentieren Unternehmensnachrichten und Bilanzpressekonferenzen. Zudem wird der Leser auch über Einstufungen von Unternehmen durch Ratingagenturen unterrichtet, häufig verbunden mit der Bekanntgabe von Kauf- und Verkaufsempfehlungen. Dem privaten Anleger bzw. Händler steht also zunächst einmal eine Reihe von Möglichkeiten offen, an Informationen zur Entwicklung in Wirtschaft und Finanzmarkt zu kommen. Grundsätzlich sei auch jedem empfohlen, diese Expertise zu berücksichtigen. Gleichwohl haben alle diese Informationsquellen einen gewissen Nachteil: Es handelt sich um sogenannte Sekundärinformationen, also quasi um News aus zweiter Hand. Auch dies muss nicht per se schlecht sein, insbesondere, wenn diese Informationen entsprechend einzuordnen weiß. Nämlich als Informationen, die prinzipiell alle Marktteilnehmer zur Kenntnis nehmen und die daher auch Trends setzen und Märkte bewegen können.

Um sekundäre Informationen jedoch richtig einordnen zu können, ist es darüber hinaus mindestens genauso wichtig, auch eigeninitiativ Informationen zu beschaffen und richtig einzuschätzen und dem breiten Markt damit möglicherweise einen Schritt voraus zu sein. Das gilt insbesondere, wenn man sich nicht allein auf die größeren und bekannten Werte beschränken mag, die in der Regel von der Öffentlichkeit beachtet werden. Gerade bei kleineren Nebenwerten ist man als Anleger darauf angewiesen, selbst Informationen zum Unternehmen zu beschaffen und diese richtig zu deuten.

Hierfür bedarf es aber, neben eine soliden wirtschafts- und betriebswirtschaftlichen Expertise auch eines schnellen Zugangs zu den wichtigen Informationen. Zentrale Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Bilanzen und GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) von Unternehmen, aus denen sich wichtige Informationen zum Zustand eines Unternehmens ablesen lassen. Im Folgenden sollen einige Wege aufgezeigt werden, wie und wo man als privater Anleger an die entsprechenden Dokumente kommt.

Bedeutung von Bilanz und GuV

Bei den Begriffen Bilanz und GuV handelt es sich im engeren Sinne um die im HGB (Handelsgesetzbuch) festgelegten Regeln, wie Unternehmen ihren Jahresabschluss zu gestalten haben. Zunächst dient die Erstellung einer Bilanz bzw. einer GuV dazu, dem Unternehmer selber eine Übersicht über die Kapital- und Ertragssituation des Unternehmens zu liefern sowie gegenüber dem Finanzamt die Grundlage für Steuerpflichten zu erstellen. Für Unternehmen, die an der Börse notiert sind, gelten zudem Offenlegungs- und Berichtspflichten gegenüber den Aktionären, so dass die entsprechenden Dokumente regelmäßig veröffentlicht werden müssen. Für in Deutschland registrierte Unternehmen gilt dabei das HGB, für Unternehmen, die auch an ausländischen Börsen gelistet sind, ist es zudem notwendig auch nach den Regularien des jeweiligen Gastlandes bzw. nach international üblichen Standards zu publizieren. Grundsätzlich gilt hier der internationale Standard „International Financial Reporting Standards“ (IFRS) der jedoch bei gleichem Prinzip ein etwas lockereres Regularium als das HGB anlegt. Grundsätzlich gelten die Offenlegungspflichten aber im Ausland ebenso wie in Deutschland. Insbesondere für nachhaltige und langfristig orientierte Analysestrategien wie etwa die Fundamentaldatenanalyse sind Informationen wie das Fremd- und Eigenkapital, dem Cash-Flow sowie die aktuelle Gewinnsituation bedeutsam. Entsprechende Informationen erhält der Anleger über die Bilanz bzw. GuV. Grundsätzlich hinaus handelt es sich bei Bilanz und GuV um voneinander unabhängige Instrumente. Während in der Bilanz Aktiva und Passiva mit den entsprechenden Positionen gegenübergestellt sind, werden in der GuV die Überschüsse bzw. die Verluste aus dem laufenden Geschäften errechnet. Auch wenn man kein qualifizierter Buchhalter sein muss, um einen entsprechende Bilanz zu verstehen, ist es wohl doch ratsam, sich mit den entsprechenden Grundbegriffen und deren Bedeutung vertraut zu machen, um diese zu verstehen und für etwaige Handelsstrategien nutzen zu können.

Wie und wo gelangt man an die Informationen?

Informationen über deutsche Unternehmen

Wie oben beschrieben, regelt das HGB die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit zu erfassen und darzustellen haben. Darüber hinaus ist in diesem für alle in Deutschland registrierten Unternehmen verbindlichen Gesetzeswerk auch festgelegt, dass die Informationen zwingend veröffentlich werden müssen. Dies gilt für alle Kapitalgesellschaften, zu denen auch die Aktiengesellschaften zählen. Zentrale Institution für die Veröffentlichung dieser Informationen ist für in Deutschland registrierte Unternehmen der sogenannten Bundesanzeiger der über seine Webpräsenz sehr gut zu erreichen ist (https://www.bundesanzeiger.de). Um ihrer Veröffentlichungspflicht nachzukommen, publizieren hier nahezu alle Unternehmen ihre Bilanzen und ihre GuV. Prinzipiell können beim Bundesanzeiger auch alle eingereichten Daten von Dritten eingesehen werden. Mitunter sind diese Informationen mit Kosten verbunden. Für die registrierten Aktiengesellschaften stehen die Informationen jedoch kostenlos zur Verfügung.

SucheIst man auf der Suche nach Informationen eines bestimmten Unternehmens, so sollte hierfür die über die Startseite aufzurufende Suchfunktion genutzt werden. Da die einfache Stichwortsuche zumeist zu viele Treffer liefert, um nach der Bilanz des Unternehmens zu suchen, sollte die Recherche über die erweitere Suche eingegrenzt werden. Um die Bilanz sowie der GuV zu erhalten, muss im Bereich Rechnungslegung / Finanzberichte nach dem Konzernabschluss eines entsprechenden Geschäftsjahres gesucht werden. Wichtig bei der Auswahl des richtigen Unternehmens ist dabei, die Geschäftsberichte der Hauptgesellschaft zu finden. Da viele Unternehmen aus einer Reihe kleinerer Gesellschaften bestehen, ist dies nicht immer ganz einfach. Geschäftsberichte von Teilunternehmen, die als prinzipiell unabhängige GmbHs gelistet sind, sind als Grundlage für Investitionsentscheidungen am Finanzmarkt nicht geeignet.

Die entsprechenden Informationen werden zumeist tagesaktuell nach Veröffentlichung durch das Unternehmen eingestellt und stehen dann für jedermann zum Abruf bereit. Nach der Eingabe eines Codes in der Sicherheitsabfrage wird der Nutzer direkt auf die Seite mit den Informationen geleitet. Neben dem Bericht des Aufsichtsrates an die Aktionäre finden sich darin auch die entsprechenden Positionen wie Bilanz sowie eine unter Umständen auch verkürzte GuV, aus der sich alle wichtigen Informationen herauslesen lassen. Da die entsprechenden Dokumente mitunter sehr lang sind und auch nicht durch ein interaktives Verzeichnis strukturiert sind, empfiehlt es sich, das Dokument über die Wortsuchfunktion nach den gewünschten Informationen zu durchsuchen. So gelangt man recht unkompliziert und schnell an die entsprechenden Informationen bezüglich Cash-Flow, Eigenkapital oder auch Anzahl der Mitarbeiter.

Die Beschaffung von Informationen zu in Deutschland registrierten Unternehmen ist so relativ einfach möglich. Etwas schwieriger wird, an die entsprechenden Unternehmensdaten von ausländischen, bzw. nicht in Europa registrierten Gesellschaften zu gelangen

Informationen über ausländische Unternehmen

Auch außerhalb Deutschlands gelten adäquate Veröffentlichungspflichten für die Unternehmen und grundsätzlich ist es auch möglich, diese über dem Bundesanzeiger vergleichbaren Angebote und Dienste einzusehen. In der Regel sind diese Angebote jedoch im Gegensatz zum Bundesanzeiger nicht kostenlos. In den USA wird durch die staatliche U.S. Securities and Exchange Commission ein vergleichbarer Service angeboten. Für Großbritannien gibt es die kostenpflichtige Seite von Companies House, welche die entsprechenden Informationen zu Unternehmen zur Verfügung stellt. Auch in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern gibt es vergleichbare Seiten, über die die gewünschten Informationen beschafft werden können. Allerdings gestaltet sich eine entsprechende Suche mitunter langwierig und mühsam. Grundvoraussetzung ist zunächst, dass man die jeweilige Landessprache oder zumindest Englisch beherrscht, um durch die entsprechenden Seiten navigieren zu können. Immer wieder sind hierbei durchaus Verwechselungen von Unternehmen mit ähnlichem Namen möglich, weshalb man auch genau auf die entsprechende Schreibweise achten sollte. Um auf diesem Wege langfristig belastbare Informationen zusammenzutragen, bedarf es einiger Erfahrung und Übung.

Eine weitere Möglichkeit, entsprechende Informationen zu beschaffen besteht darin, auf den Internetauftritten der Unternehmen zu recherchieren. Hier stehen unter Rubriken wie Investoren, Investors oder Investor Relations ebenfalls relevanten Informationen zum Download bereit. Auch wenn alle seriösen und bekannten Unternehmen diesen Service anbieten, muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass es sich hierbei nicht um durch Behörden geprüfte Informationen handeln muss, so dass man bei den entsprechenden Dokumenten mit besonderer Aufmerksamkeit und Vorsicht vorgehen sollte. Dies gilt insbesondere für kleinere Unternehmen, die außerhalb der großen Märkte in Europa und Amerika zu finden sind.

Fazit – Spezifische Unternehmensinformationen können eine wichtige Impulse für Anlagestrategien geben

AnlagestrategienDie Welt ist voller Informationen und gerade in Bezug auf Meldungen, Meinungen und Veröffentlichungen aus der Finanzwelt steht der Privatanleger häufig einer unüberschaubaren Flut an unterschiedlichsten Informationen aus ebenso unterschiedlichen Quellen gegenüber. Nicht selten sind die entsprechenden Meldungen wenig eindeutig oder widersprechen sich sogar mit anderen Meldungen. Vor diesem Hintergrund kann es durchaus eine erfolgsversprechende Strategie sein, sich auf eigene Faust auf die Suche nach primären Informationen aus der Hand des Unternehmens zu machen und diese auch selber zu interpretieren. In Bezug auf deutsche Unternehmen ist dieses Vorhaben über die Internetpräsens des Bundesanzeigers sogar relativ bequem und unkompliziert möglich. Zudem kann das Angebot kostenlos genutzt werden. In Bezug auf Standorte außerhalb Deutschlands ist die Situation sehr unterschiedlich. Es gibt prinzipiell in jedem Land entsprechende Institutionen, welche die Informationen sammeln, aufbereiten und zur Verfügung stellen. Vielerorts ist dieser Service jedoch kostenpflichtig. Neben den Kosten ist die Suche nach der gewünschten Information in vielen Fällen auch recht mühselig, da man sich durch immer neue Internetstrukturen hangeln muss. Eine mögliche Alternative besteht allerdings auch darin, direkt auf den Internetseiten der Unternehmen nach Informationen wie Unternehmensbilanz und GuV zu suchen. Beide Strategien verlangen jedoch Ausdauer und ein systematisches Vorgehen.

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