Vorsicht bei intransparenten Bonusbedingungen

BonusAuf den ersten Blick klingt es immer verlockend: Mit kostenlosem Handelskapital, Sachpreisen oder sogar Bargeld locken Online Broker, wenn man sich als frischer Anleger neu anmeldet oder wenn man von einem anderen Anbieter wechselt. Boni winken ebenfalls, wenn es gelingt, einen neuen Kunden zu werben. Der Markt der Online Broker boomt, regelmäßig betreten neue Anbieter den Ring und wollen vor allem eins: Neue Kunden und natürlich deren Geld. Und da sich an den für viele entscheidenden Bedingungen, also Handelskosten und Gebühren, nur bedingt etwas drehen lässt, verlegen sich die Anbieter immer wieder auf verschiedene Bonus Angebote, um neue Kunden zu gewinnen sowie Kunden von anderen Online Brokern zum Wechsel zu bewegen. Doch wer als Kunde allein auf den Bonus schielt, um sich für einen bestimmten Handelspartner zu entscheiden, ist in der Regel schlecht beraten. Manche Experten und erfahrene Trader gehen sogar noch weiter und vertreten die Auffassung, dass besonders attraktive Bonusbedingungen unter Umständen auch ein Anlass zur Skepsis sein können. Denn bei einigen Angeboten ist der Verdacht durchaus berechtigt, dass mit auf den ersten Blick besonders üppigen Bonusangeboten von anderen Schwächen des Anbieters abgelenkt werden soll. Der Bonus sollte also zum einen als eines von mehreren Kriterien bewertet werden. Darüber hinaus ist es aber besonders wichtig, den Bonus selber richtig einzuschätzen und dessen tatsächlichen Nutzen rational zu bestimmen. Erst wenn diese beiden Schritte erfolgt sind, kann eine vernünftige Entscheidung über den richtigen Broker getroffen werden. Im folgenden Beitrag möchten wir auf beide Aspekte eingehen. Zunächst sollen wichtige Entscheidungskriterien vorgestellt werden, die mindestens genauso wichtig sind wie der Bonus. Danach sollen typische Bonusangebote unter die Lupe genommen werden, mit dem Ziel, deren tatsächlichen Nutzen zu bewerten.

Ein Bonus ist schön – aber längst nicht alles

Auch wenn der Anleger, der sich auf der Suche nach einem neuen Online Broker befindet, einen eventuellen Bonus in die Entscheidung mit einbeziehen darf bzw. sogar soll, ist es darüber hinaus immer wichtig, den Bonus lediglich als Teil des Gesamtangebotes zu betrachten. Der Bonus sollte daher also stets nur einer von mehreren Kriterien sein, die ausschlaggebend für die Entscheidung für einen bestimmten Anbieter sind. Davor steht natürlich zunächst die Frage, welche Art von Handel überhaupt betrieben werden soll. Diese wichtige Frage sollte vollkommen unabhängig von der Aussicht auf einen eventuellen Bonus beantwortet werden. Denn bei der Geldanlage geht es zunächst vor allem um die eigene Persönlichkeit und die eigene Lebenssituation. Dabei sind neben der persönlichen Risikobereitschaft auch Alter, verfügbares Kapital sowie familiäre und berufliche Situation entscheidend. Ein Trader, der plant, seinen Lebensunterhalt mit dem Handel an der Börse zu bestreiten, braucht vermutlich einen anderen Anbieter, als jemand, der sich nur nach Feierabend an den Rechner setzt und mit dem spekulativen Handel etwas Abwechslung in sein Depot bringen möchte, ohne jedoch viel Geld in die Hand zu nehmen. Hiervon hängt unter anderem auch ab, auf welches Handelssegment man sich als Händler konzentriert, welche Produkte man bevorzugt handeln möchte und mit welchem Umfang an Kapital und mit welchem Anlagehorizont man in den Markt geht. Wichtig ist darüber hinaus, welche Art von Beratungsdienstleistung man von einem Unternehmen erwartet bzw. für sich selber als unverzichtbar betrachtet.

Diese Fragen sollten eindeutig geklärt werden und erst dann sollte man sich auf die Suche nach dem passenden Online Broker, oder eben auch einer klassischen Bank als Partner für die Finanzanlage machen. Doch auch wer seinen Suchhorizont durch die Beantwortung der genannten und natürlich noch weiterer Fragen eingeschränkt hat und weiß, dass er etwa nach Anbietern sucht, die den Handel von Binären Optionen oder aber CFDs ermöglichen, wird schnell feststellen, dass er hier wiederum vor einer großen Auswahl steht. Bei der richtigen Wahl hilft dabei am Ende aber nur der Vergleich der wichtigen Kriterien.

BedingungenZu diesen Kriterien gehören natürlich zu allererst die Kostenstruktur für den Handel und die Kontoführung, die für den Anleger im Handel kontinuierlich entstehen. Hier sollte sich der Kunde zunächst sehr gründlich umschauen und ganz nüchtern vergleichen. Dabei helfen im Zweifelsfall auch seriöse Vergleichsportale, die auch unter Berücksichtigung des Nutzertyps sowie des geplanten Handelsvolumens wichtige Hinweise für den passenden Anbieter liefern können. Doch auch hier muss der Anleger möglichst genau wissen was er eigentlich will. Weitere Faktoren, die unbedingt in die Entscheidung für oder gegen einen Online Broker einfließen sollten, sind die Seriosität aber auch Kundenservice und Erreichbarkeit. Nicht zu vernachlässigen als wichtiger Bestandteil des Angebotes eines Online Brokers sind die Möglichkeiten, sich durch Wissensangebote wie Webinare oder exklusive Marktinformationen einen Wissensvorsprung zu verschaffen, der im Handel unter Umständen bares Geld wert sein kann. Den Vorteil, den der Anleger langfristig vom Zugang zu entsprechenden Angeboten hat, kann ein kurzfristig ausgezahlter Bonus normalerweise nicht wettmachen. Ebenso wenig nutzt ein Bonus, wenn man, motiviert durch einen satten Bonus, an einen Anbieter gerät, der wenig seriös ist und nach kurzer Zeit Insolvenz anmelden muss. Verfügt dieser Anbieter dann nicht über die erforderlichen Sicherheitsstandards, sind die Chancen, dass der Anleger sein eingezahltes Geld irgendeinmal wieder sieht, sehr gering. Also auch Sicherheit ist ein Thema, welches bei der Auswahl absolut unabhängig von einem in Aussicht gestellten Bonus unbedingt berücksichtigt werden sollte.

Etwa überspitzt gesagt, sollte der Bonus nach Möglichkeit nur das i-Tüpfelchen darstellen, welches nach Vergleich aller Kriterien den Ausschlag geben kann, wenn sich der Anleger zwischen zwei weitgehend gleichwertigen und seriösen Anbietern entscheiden muss. Doch auch dann ist der auf der Suche nach einem neuen Anbieter befindliche Kunde noch immer nicht am Ziel. Denn nun sollte er sich den oder die angebotenen Boni selber noch einmal genau anschauen. Worauf dabei zu achten ist, folgt im anschließenden Abschnitt.

Bonus ist nicht gleich Bonus – Worauf es bei der Bewertung eines Bonusangebotes wirklich ankommt

Man kennt das Phänomen auch aus anderen Bereichen des Lebens: Es werden wortreich wunderbare Vorteile angeboten, die sich bei genauerem Hinsehen als wenig interessant und wertvoll erweisen. Rabatte wurden dabei vorher heimlich still und leise auf die Preise drauf geschlagen und die günstige Sonderaktion ist im Kleingedruckten an derart viele Bedingungen geknüpft, dass nur die wenigsten diesen Bonus wirklich nutzen können. Am Ende handelt es sich auch hier vor allem um Psychologie und das Ziel, möglichst viele Kunden auf einen bestimmten Anbieter aufmerksam zu machen. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren grundsätzlich Bonusangebote von Online Brokern. Zunächst können dabei mehrere Grundformen unterschieden werden. Das wohl am weitesten verbreitete Bonusangebot besteht einfach darin, dem Kunden durch die Gutschrift von Handelskapital zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen. Hier sind verschiedene Versionen möglich. Darüber hinaus sind sogenannte „Freunde werben Freunde“ Programme beliebt, die im Prinzip nach einem ähnlichen Muster funktionieren. Ebenfalls unter der Rubrik Bonus laufen bei einigen Anbietern sogenannte Treue-Programme, bei denen man als Anleger einen höheren Status erlangen kann, was ebenfalls zu besseren Konditionen führen soll. Neben Handelskapital locken Online Broker auch immer wieder gern mit Sachprämien, die in bestimmten Fällen als Bonus ausgereicht werden. Und nicht zuletzt veranstalten einige Anbieter auch regelmäßige Wettbewerbe, bei denen der Anleger neben Sachpreisen und Reisen auch Handelskapital gewinnen kann. Ebenfalls als Bonus beliebt sind sogenannte Free Trades oder Free Buys, also die Möglichkeit, eine bestimmte Anzahl von Transaktionen gebührenfrei abzuwickeln.

Zusätzliches Handelskapital als Bonus kritisch hinterfragen

HandelskapitalZunächst zur Bonusform, die bei Online Brokern wohl häufigsten anzutreffen ist: Das Angebot von zusätzlichem oder freiem Handelskapital. Auch hier sind unterschiedliche Versionen denkbar. Einige Anbieter bieten ganz einfach einen bestimmten Betrag, der bei Eröffnung eines neuen Kontos sofort gutgeschrieben wird und dann als Handelskapital zur Verfügung steht. Hier sind unterschiedliche Formen möglich. Einige Anbieter bieten einen zumeist eher geringen Betrag im unteren zweistelligen Euro Bereich als Startkapital an, welches an keine weiteren Bedingungen gebunden ist. Neuen Anlegern soll damit die Möglichkeit gegeben werden, zunächst ohne eigenes Kapital und damit ohne eigenes Risiko in den Handel einzusteigen. Dies ist grundsätzlich sicher als fair anzusehen, solange es an keinerlei Bedingungen, wie langfristige Bindung oder weitere Zahlungen geknüpft ist. Der Kunde kann dieses Angebot in diesem Fall sicher bedenkenlos annehmen. In den Bedingungen wird aber mit ziemlicher Sicherheit darauf hingewiesen, dass der Bonus selber nicht auszahlbar ist, so dass der Anleger das Geld nicht geschenkt bekommt. Die kritische Frage bei der Bewertung der Qualität dieses Bonus liegt aber darin, inwieweit die Gewinne auszahlbar sind, die mit diesem Anfangsbetrag erzielt wurden. Hier sollte der Anleger genau auf die Umsatzquote achten, nach der eine Auszahlung möglich ist. Am günstigsten für den Anleger ist es dabei, wenn die Gewinne direkt auszahlbar sind. Viele knüpfen die Auszahlung allerdings daran, dass der Betrag mindestens zehn Mal im Handel umgesetzt wurde. Bei 25 Euro Bonus muss der Anleger also Transaktionen für mindestens 250 Euro durchgeführt haben, um sich etwaige Gewinne auszahlen zu lassen. Erfahrene Broker werden schnell erkennen, dass in Anbetracht der geringen Handelssumme schon etwas Glück dazu gehört, danach überhaupt mit Gewinn dazustehen, auch weil die Nebenkosten bei so geringen Beträgen stark ins Gewicht fallen. Mit dem Bonus soll also der Eindruck erweckt werden, man könnte praktisch ohne eigenes Geld am Markt aktiv werden und sich so, mit ein bisschen Glück ein Vermögen im spekulativen Handel aufbauen. Tatsächlich zielen die Onlinebroker aber darauf ab, den Anleger zunächst auf die Seite zu locken und dann schnell zu höheren Einsätzen zu motivieren. Dabei sollte der Anleger in jedem Fall vorsichtig vorgehen und keine übereilten Entscheidungen treffen. Gerade bei geringen Startbeträgen ist es in der Regel günstiger, zunächst mit einem vollwertigen Demokonto zu starten, anstatt mit den minimalen Beträgen des Startguthabens zu handeln, da so eigentlich kein realistisches Bild vom Handel vermittelt wird. Wenn man sich einmal für einen Anbieter entschieden hat, ist grundsätzlich gegen diese Art von Bonus wenig einzuwenden.

Etwas anders sieht es dagegen bei sogenannten einzahlungsabhängigen Boni aus. Diese Bonusangebote verfolgen im Prinzip zwei Ziele: Zum einen sollen sie mit einem möglichst hoch erscheinendem Bonusbetrag viele Kandidaten auf das eigene Angebot aufmerksam machen. Ist dies gelungen, dann soll dieser Bonus den neuen Kunden auch dazu motivieren, mit einem möglichst hohen Betrag in den Handel einzusteigen. So werben einige Anbieter damit, auf den eigezahlten Betrag noch einmal 50 Prozent zusätzliches Handelskapital drauf zu legen. Grundsätzlich ist dies sehr interessant aber auch hier sollte in jedem Fall auf die Bedingen geachtet werden. Zumeist sehen die Bedingungen nämlich vor, dass das zusätzliche Handelskapital, also der Bonus, zunächst in einem bestimmten Umfang „umgesetzt“ werden muss, damit sich der Anleger die Gewinne, die aus diesem Betrag entstehen, wirklich auszahlen lassen kann. Im Gegensatz zum reinen einzahlungsunabhängigen Erstbonus ist dabei aber mitunter nicht eindeutig geklärt, auf welche Weise Gewinne dem eigenen oder dem Bonus Kapital zugerechnet werden. Denn im Handel selber kann der Anleger in der Regel nicht darüber entscheiden, ob er gerade das Bonus Kapital oder das eigene Kapital einsetzt. Noch kritischer sollten Anleger darüber hinaus werden, wenn die Auszahlung des Gewinnes oder gar die Nutzung des Bonus selber an bestimmte Fristen geknüpft ist. Mitunter setzen die Anbieter diese Fristen so eng, dass der Bonus realistisch gar nicht genutzt werden kann. Auch wenn Abzocke und Betrug im Zusammenhang mit einem Bonus eher selten sind, lohnt es sich trotzdem, bei den Bonusbedingungen genau hinzuschauen. Dafür ist aber zumeist das ausgiebige Studium der Geschäftsbedingungen notwendig, was sicher nicht jedermanns Sache ist. Zumindest sollte bei der Bewertung eines Bonusangebotes, bei dem zusätzliches Handelskapital in Aussicht gestellt wird, auf folgende Aspekte besonders geachtet werden:

  • Ab welchem Umsatz ist der Gewinn auf den Bonusbetrag auszahlbar (je geringer desto besser)
  • Gelten etwaige Fristen, in denen der Bonusbetrag in einem bestimmten Umfang gehandelt werden muss, bzw. bis dieser verfällt (am besten gar keine Frist, ansonsten je länger je besser)
  • Wann wird der Bonus tatsächlich auf das Handelskonto gutgeschrieben (sofort oder erst nach Erfüllung bestimmter Bedingungen)
  • Gibt es Obergrenzen für Bonuszahlungen (je höher diese liegen desto besser)

Die gleichen Kriterien sollten darüber hinaus bei Guthaben beachtet werden, die durch „Freunde werben Freunde“ Programme erworben wurden.

Anders liegt dagegen der Fall bei Sachprämien. Diese sind eher selten an weitere Bedingungen geknüpft, allerdings sollte man sich hier kundig machen, wie wertvoll diese Sachprämien tatsächlich sind und ob sich der Einsatz hierfür wirklich lohnt. Ebenfalls wenig Bedenken braucht der Anleger bei sogenannten Free Trades zu haben, wo er als Bonusleistung eine bestimmte Anzahl von kostenfreien Transaktionen erhält. Auch wenn diese mitunter nur für den Kauf bzw. Verkauf bestimmter Finanzprodukte gelten, sind diese selten an weitere Bedingungen geknüpft. Allerdings gelten diese auch nicht ewig, sollten also in einer bestimmten Frist eingesetzt werden. Darüber hinaus stellen Wettbewerbe eine Art von Bonusangeboten dar, die dazu dienen sollen, Anleger als Kunden langfristig zu binden. Diese können bedenkenlos „mitgenommen“ werden, ohne dass man daran aber besonders hohe Erwartungen knüpfen sollte.

Fazit – Ein Bonus sollte netter Zusatz aber kein absolutes Kriterium sein

Es zeigt sich immer wieder, dass ein auf den ersten Blick sehr großzügig wirkender Bonus bei genauer Betrachtung sehr bescheiden ausfallen kann. Es ist zwar eher selten, dass Kunden mit Hilfe von Boni in Kostenfallen gelockt werden, trotzdem sollte man stets den Verstand einschalten, wenn man Angebote vergleicht. Dabei sollte der Bonus zunächst außen vor gelassen werden um wirklich objektiv vergleichen zu können. Erst dann sollten die Boni selber verglichen werden. Und auch hier ist weitere Aufmerksamkeit gefragt, da verschiedenen Boni deutlich mehr versprechen als sie dann tatsächlich halten.

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